Projekte: 2017
Wörgl November 2017: Im Bereich eines vermuteten spätbronzezeitlichen Gräberfeldes an der Innsbrucker Straße wurden im Rahmen der Sondagegrabung zwei Suchschnitte angelegt, um die stratigrafische Situation vor dem Verkauf des Grundstückes abzuklären. Unter dem rezenten Humuspaket kamen allerdings nur modern umgelagerte Straten und in geringer Tiefe bereits der anstehende Boden zum Vorschein.
Ramingstein/Rainerkeusche September-November 2017: Im Vorfeld der Translozierung der „Rainerkeusche“ ins Salzburger Freilichtmuseum, wo sie als Repräsentant für die vielen Kleinstbauernhäuser im Lungau steht, wurden von der Fa. TALPA archäologische Grabungen und die Bauaufnahme wichtiger Mauerabschnitte durchgeführt. Die Untersuchungen der Bau- und Nutzungsgeschichte der Rainerkeusche, die zum Typus des traufständig erschlossenen Mittelflurhauses zu zählen ist, erfolgten auf breiter interdisziplinärer Basis in Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum Salzburg (Monika Brunner-Gaurek), dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Universität Salzburg (Thomas Kühtreiber) und Tim Rekelhoff, der die restauratorische Befundung der Putze und Fassungen durchführte. Die archäologischen Untersuchungen klärten Fragestellungen zur Beschaffenheit und Datierung der älteren Baustrukturen, der verschiedenen Koch- und Heizungsvorrichtungen, Böden und Nutzungsoberflächen und ergaben so wichtige Hinweise zu den einzelnen Bau- und Umbauhasen des 52m² großen Gebäudes. Insgesamt konnten dabei fünf Bauphasen erarbeitet werden, die, wie die dendrochronologischen Untersuchungsergebnisse ergaben, mit der Erbauung des Hofes 1482 ihren Anfang nahmen. Bewohnt wurde die Rainerkeusche bis in die ausgehenden 70er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Bregenz/Stadtgärtnerei September 2017: Während der baubegleitenden Maßnahme wurde die Humusoberfläche auf einer ca. 250 m² große Fläche innerhalb des Areales der Gärtnerei, welche auf dem sogenannten Ölrainplateau mitten im ursprünglichen römischen Siedlungszone liegt, mit dem Bagger abgetragen. Nur im südlichsten Teil der Baugrube ließen sich Spuren aus der römischen Zeit in Form einer mit Dachziegelfragmenten vermischten Planierschicht feststellen. Dazugehörige Baustrukturen konnten nicht ausgemacht werden.
Heinfels März, August 2017: Seit dem 07.08.17 hatten wir die Gelegenheit, die Umbauarbeiten auf der Burg Heinfels archäologisch zu begleiten. Entdeckt werden konnten dabei sowohl Teile der ältesten Burganlage, als auch viele aussagekräftige Kleinfunde. Die Arbeiten werden in den nächsten Jahren noch fortgesetzt.
Telfs/Schlossbichl Juli 2017: Unsere Firma hatte zwischen dem 10.07. und dem 31.07.2017 die Möglichkeit, die bereits 2015 begonnenen archäologischen Ausgrabungen in Telfs am Schlossbichl fortzusetzen. Bei unseren Arbeiten konnten wir einen eingefriedeten Kultplatz aus der Spätlatène Zeit (Opfer- oder Leichenverbrennungsplatz) am Osthang des Hügels näher untersuchen, wobei wir den zentralen Bereich bis zum anstehenden Fels abgegraben und die Funde geborgen haben. Nähere Untersuchungen des Knochenmaterials werden in Kürze noch durchgeführt. Der Platz, am Westhang des Hügels, rund um die 2015 entdeckte Bestattung herum, wurde ebenfalls großräumig erweitert, blieb aber ergebnislos. Des Weiteren wurden von uns ca. 30 Punktbohrungen v.a. an der Hügelkuppe, aber auch an den nördlichen Hangbereichen angelegt, die aber nur geringe Kulturschichtreste aufwiesen, oder befundleer waren.
Innsbruck/Hofgarten-Gärtnerei Juli 2017: Einwöchige Sondagegrabung innerhalb des weitläufigen Areales im Bereich der ehemaligen Fenner-Kaserne bzw. des heutigen Sportplatzes nördlich des SOWI-Gebäudes. Für die zukünftig geplanten Umbauten in dieser Zone war in einem ersten Schritt die stratigrafische Situation im Bereich der bestehenden Hofgartenmauer und östlich davon im Areal der Hofgarten-Gärtnerei abzuklären. In den vier entlang der Hofgartenmauer liegenden Suchschnitten wurde die Fundamentunterkante der Hofgartenmauer freigelegt und dokumentiert. Im Gärtnerei-Areal wurde in zwei weiteren Suchschnitten nach möglicherweise noch vorhandenen baulichen Überresten (Brunnen, Kanäle, Wegeinfassungen, etc.) bzw. älteren Gehhorizonten des ursprünglich zum Hofgarten bzw. zum Garten des „Versperrten Klosters/Regelhauses“ gehörenden Areales gesucht. Die ausgedehnten Gartenanlagen reichten zur Zeit ihrer größten Ausdehnung (16.-18. Jahrhundert) bis zur heutigen Kaiserjägerstraße. Deren östlichster Teil, auf dem sich heute ein Busparkplatz, eine Sportanlage und die Hofgarten-Gärtnerei befindet, wurde erst am Ende des 18. Jahrhunderts für die Errichtung einer Kaserne aufgelassen.
Hard/Römerstraße Juni 2017: Im Zuge der archäologischen Ausgrabung konnte die bis zu 9 m breite römischen Straße ad Rhenum auf einer Ost-West orientierten Länge von 16,5 m freigelegt und untersucht werden. Der leicht bombierte Straßenkörper bestand aus einem bis zu 28 cm massiven, gepressten Schotterpaket. Entlang der Nord- und Südkante der Straße waren vierkantig zugeschlagene und zugespitzte Hölzer in den Untergrund getrieben worden, die den Straßenkörper befestigten und wohl auch den Straßenverlauf bei schlechter Sicht oder Schneefahrbahn kenntlich machen sollten. Die dendrochronologische Untersuchung der Eichenpflöcke ergab ein Fälldatum von 15-23 n.Chr. In einer Entfernung von 2,70-3,60 m südlich des Straßenkörpers wurde die römische Trasse von einer Palisade aus zuunterst zugespitzten, 7-10 cm im Durchmesser fassenden Birkenstämmen begleitet. Diese Vorrichtung fungierte höchstwahrscheinlich als Hochwasserschutz bzw. als Hindernis für angeschwemmte Schlammmassen. Die dendrochronologische Untersuchung, der ein Teil der Pfähle zugeführt wurde, ergab ein durchgängiges Fälldatum von 19 n.Chr. So wie die zur Straßenbefestigung in den Schotter getriebenen Pflöcke fiel auch die Erbauung der Holzpalisade in die Zeit der tiberischen Phase des Kastells von Brigantium, also in eine Periode da Brigantium einen bedeutenden Militärstützpunkt darstellte. Die Anlegung der Straße fiel somit in die Frühzeit der römischen Herrschaft im Bodenseeraum und stellte als wichtige strategische Verbindung der Rhein- und Donauprovinzen vor allem die Versorgung des Heeres und rasche Truppenbewegungen sicher. Mit dem Vorrücken des römischen Limes Richtung Norden und der Erschließung von neuen Ost-West Routen verlor die Straße Ad Rhenum wohl sukzessive an Bedeutung. Zudem bot bei guten Wetterverhältnissen der Bodensee für den Streckenabschnitt zwischen Brigantium und Arbor Felix eine bequeme Fortbewegungsalternative, weswegen die Straße wohl in den wärmeren Jahreszeiten weniger intensiv genutzt wurde. Auf diesen Umstand ist eventuell auch der auffallend niedrige Straßenkörperaufbau zurückzuführen. Drei auf der Straßenoberfläche geborgene Münzen, die zwischen 270 – 348/361 n.Chr. datieren, sind wohl als Indiz für eine wieder stärker werdende Frequentierung der am Südufer des Bodensees vorbeiziehenden Straße Ad Rhenum nach der Rückverlegung der Limesgrenze (Donau-Iller-Rhein-Limes) zu werten.
Thaur/Fundzone Schloss Thaur und Koanau Mai/Juni 2017: In einer 4-wöchigen Grabungskampagne wurden die bereits während der Sondage 2016 entdeckten Mauerstrukturen großflächiger freigelegt und dokumentiert. In der westlich des neuen Romediwirtes liegenden Grabungsfläche wurden Reste eines mehrphasigen spätantiken Gebäudes entdeckt, welches zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert n. Chr. Bestand hatte. Zusätzlich dazu wurde auch ein Teil der aus dem 13./14. Jahrhundert stammenden Vorburgringmauer inklusive dazugehöriger Toranlage näher untersucht.
Pfaffenhofen/Obere Puite Mai 2017: Während der einwöchigen Grabung wurden die bereits während der Sondage 2016 entdeckten und in die Eisenzeit gehörenden Mauerzüge inklusive dazugehöriger Kulturschichten innerhalb der Baugrube für ein Einfamilienhaus freigelegt und systematisch untersucht. Es ließen sich zwei parallel zum Hang verlaufende, trocken gesetzte Steinreihen feststellen, die als Terrassierungsmauern einer wohl mehrheitlich landwirtschaftlich genutzten Zone zu interpretieren sind. Aufgrund der Funde (Keramik, Metallobjekte) aus den an die Mauern anlaufenden Straten ließen sich die Befunde klar in die Latènezeit datieren.
Rankweil Michaelkirche April-Mai 2017:
Da der Boden in der Rankweiler Michaelkirche am Liebfrauenberg um ca. 30 cm abgesenkt werden sollte und direkt nach Entfernen des Gestühls Reste eines Ziegelplattenbodens zum Vorschein kamen, wurde vom BDA beschlossen, diesen vor der Entfernung von Archäologen dokumentieren zu lassen. Das Abtragen des Schutts auf der restlichen Fläche sollte von Arbeitern unter der Aufsicht von Archäologen als Baubegleitung zwischen dem 05.04. und dem 07.04.17 erfolgen. Nach kurzer Zeit kristallisierte sich heraus, dass neben den Ziegelplatten auch ein flächig vorhandener Estrich zu untersuchen war, der die ursprüngliche Ausgestaltung der gotischen Kirche darstellte.
Nach dessen Entfernung wurde klar, dass die ursprünglich nur auf drei Tage veranschlagte Untersuchung nach einer kurzen Pause in der Woche vom 08.05. bis 12.05.17 fortzusetzen war. Um die Arbeiten in einer Woche abschließen zu können, wurde das Archäologenteam dabei auf vier Personen aufgestockt.
Zunächst wurden in dieser zweiten Kampagne die Ausmaße der Vorgängerkirche und der Bauschutt bis auf tiefere Mörtelestrichlagen freigelegt. Da die geforderte Abhubtiefe noch nicht erreicht war, wurde der Unterboden von uns vollflächig bis zum anstehenden Felsen entfernt, wobei im hinteren Bereich der Kirche mehrere gemauerte Grüfte entdeckt werden konnten. Die am wenigsten eingetiefte wurde von uns freigelegt und untersucht. Die restlichen wurden nur bis auf die geforderte Tiefe abgegraben und im Boden belassen. Beim freigelegten Skelett handelte es sich um eine Nachbestattung wohl in einer Familiengruft. Sein Kopf war auf einen älteren Schädel gestützt, im Bereich seiner Beine fanden sich schön geordnet mehrere Langknochen. Das wahrscheinlich männliche Skelett wies außerdem mehrere verheilte Knochenbrüche (Rippen und Oberschenkel) auf - wobei erst eine genaue anthropologische Untersuchung durchgeführt werden sollte. Die freigelegten Skelettreste wurden für spätere Untersuchungen aus der Gruft entnommen und verpackt. Eine C14 Datierung wurde ebenfalls bereits in Auftrag gegeben.
Blumenegg/Burg April-Mai 2017:
Zwischen dem 24.04.-12.05.2017 hatten wir die Gelegenheit, im Hofbereich der Burg, unterhalb des Turmes und nördlich der Pallasruine, einen in seiner letzten Phase als Wirtschaftsgebäude genutzten Gebäuderest untersuchen zu können. Anlass der Maßnahme war der geplante Bau eines Veranstaltungspavillons an dieser Stelle, der die darunter liegenden Reste zum Großteil bedecken sollte. Vor Beginn der Arbeiten sollten daher die zum Teil schon frei liegenden und nur durch starken Bewuchs verdeckten obersten Mauerbereiche fachgerecht gesäubert und untersucht werden, ebenso wie die Ausmaße der noch im Erdreich steckenden Mauerzüge geklärt werden.
Als Ergebnis dieser Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass das Gebäude deutlich älter als bisher angenommen war und mehrfach umgestaltet wurde, bis es in seiner letzten Nutzungsphase im 17. Jh. als Wirtschaftsgebäude zum Einsatz kam. Die Anfänge des mit einem halbrunden Ostabschluss versehenen Baues reichten bis in den Beginn des 14. Jh. zurück, wo es mit größter Wahrscheinlichkeit als erster Pallas errichtet worden war. Als dann das heute noch als Ruine erhaltene Pallasgebäude diese Funktion übernahm, wurde er in ein Lager- und Wirtschaftsgebäude umgewandelt, wobei die Zwischenwände zum Teil vom Anfang des 15., aber auch aus dem 17. Jh. stammten, genauso wie die neu gestalteten Südeingänge.
Mit Hilfe dieser Untersuchungen konnte somit ein weiteres Puzzlestück zur Burggeschichte beigetragen werden.
Imst April 2017: Kurze baubegleitende Maßnahme während Bauarbeiten in der Dr.-Carl-Pfeiffenberger-Straße. Während der Baggerarbeiten wurden menschliche Skelettreste eines einzelnen rezent umgelagerten Grabes entdeckt und geborgen. Die C14-Analyse ergab für das Grab eine frühmittelalterliche Datierung ins 7./8. Jahrhundert n. Chr.
Bregenz/Tiberiusstraße März/April 2017:
Im Zuge der zweiten Grabungskampagne wurde zum einen die Untersuchung der unter dem Forum liegenden mehrphasigen Baureste, deren Nutzungsniveaus und die zwischen den beiden Streifenhäusern liegende Nebenstraße abgeschlossen. Aufgrund des Fundmaterials konnten diese Wohngebäude, die in der Sockelzone in Stein ausgeführt waren und im Aufgehenden aus Holz-Fachwerk bestanden, in die 30er bis 60er Jahre des 1. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden.
Zum anderen waren die unter den Streifenhäusern liegenden, ältesten römischen Siedlungshorizonte Gegenstand der Untersuchungen von 2017. Diese zeigten sich in Form von Balkengräbchen, Gruben und geschotterten Weggestaltungen. Die dazu gehörende Phase der Hauptstraße konnte bereits in der letztjährigen Ausgrabung untersucht werden. Diese, auf einer Tiefe von 3,50 m unterhalb der rezenten Straßenoberfläche liegenden Siedlungsreste sind als Pfostenbauten in Schwellbalken-Ständerbautechnik mit Flechtwerk und Lehmausfachung vorzustellen. Darauf wiesen zum einen Pfostengruben und Balkengräben und zum anderen die massive, darüberliegende Brandschuttplanierung mit verziegelten Lehmresten hin. Zeitlich ist die Errichtung der ältesten Wohnbauten wohl bereits ins erste Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu setzen, worauf das frühe Fundmaterial hinwies. Es handelte sich bei den Gebäuderesten wohl um den zum tiberisch-frühclaudischen Kastell gehörenden Lagervicus. Nach Abzug des Militärs aus Brigantium in frühclaudischer Zeit wurden über diesen die oben genannten Streifenhäuser errichtet.
Landeck/Angedair März 2017: Während der kurzen archäologischen Maßnahme wurden Teile eines Deckungsganges/Luftschutzganges aus dem 2. Weltkrieg (1942/1943 errichtet) freigelegt und dokumentiert. Das Bauwerk befindet sich knapp östlich der Volksschule Angedair im dazugehörigen Schulhof und wurde im Zuge der Umbauten des Gebäudes bereits im Herbst 2016 bei Baggerarbeiten angeschnitten.